Im ersten Teil meines Berichts über "Neues vom Tegernsee" habe ich einige kulinarische Orte und Angebote beschrieben, die für mich tatsächlich neu waren. Naturkäserei, Kräuterwanderung, Herzogliche Fischzucht und mit dem Bayerischen Staatsehrenpreis ausgezeichnete Destillerien von Edelbränden.
Hier geht es weiter mit zwei besonderen Wirtshäusern, einer ausgezeichneten Sushi-Bar, und einem der besten Hotels am Tegernsee.
Gut Kaltenbrunn am Tegernsee
Das Gut Kaltenbrunn liegt kurz außerhalb von Gmund, wenn man in Richtung Bad Wiessee fährt. Ein großartiges Anwesen, mit einer langen Geschichte. Erste Aufzeichnungen datieren zurück in das 15. Jahrhundert. Viele Jahre war das Gut im Besitz des Klosters Tegernsee, und seit 1825 gehörte es zu den Liegenschaften der königlichen Wittelsbacher Familie. Seit 1975 im Besitz der Schörghuber Familie, entstand erst im Jahr 2015 durch Pacht des Gastronomen Michael Käfer ein vollständig neues Konzept, und ein generalüberholter Wirtschaftsbetrieb.
Tatsächlich ist die Lage von Gut Kaltenbrunn einzigartig. Am Nordufer des Tegernsees auf einem Hügel gelegen, hat man einen fantastischen Blick über den See hin in die nahen Berge. Bei der Gastronomie kann man sich auf den Namen Käfer verlassen. Das Angebot und die Qualität von Essen und Getränken lassen keine Wünsche übrig. Bemerkenswert ist die Breite des Angebots für verschiedene Zielgruppen: Familien mit Kindern oder auch kleinere Gruppen werden ebenso gut versorgt, wie eine große Feiergesellschaft (z.B. Hochzeiten) oder eine berufliche Tagung.
Zu Besuch im Almgasthaus Aibl
Unser Besuch im Almgasthaus Aibl beim Ertl-Schorsch war einer der Höhepunkte unserer kulinarischen Genussreise rund um den Tegernsee. Der Agendapunkt: "Wild- und Kochnachmittag für ein gemeinsames Abendessen mit kleiner Einführung zu Wildfleisch von Jäger Michael Herrmann von Wallberg Wild." Unser guter Jäger war extra tagelang durch sein Revier am Wallberg gestreift, um eine Gams zu schießen. Der Gams wurde demnach vor unseren Augen das Fell abgezogen, und das Tier dann zerteilt. Wahrlich keine Tätigkeit, die jedermann (oder -frau) sehen möchte, geschweige denn selbst machen würde. Aber für Freunde von leckerem Wild ist es auch nicht überraschend, dass diese Schritte der Vorbereitung nun einmal auch dazu gehören. Meine Meinung.
Während also unser Jäger die Gams verarbeitete, bereitete Ertl-Schorsch schon einmal das Abendessen vor. Drei Töpfe, vier Pfannen, immer einen lustigen Spruch auf den Lippen oder eine kurze Geschichte, und wenn beim Kochen das Telefon klingelt, organisiert er mit dem Telefon zwischen Ohr und Schulter noch die Reservierungen für den Abend.
Nebenbei hat er auch noch fix etwas Gamsrücken und Gamsleber für uns gebraten. Dazu glasierte Zwiebel und frische Petersilie, so einfach und so lecker!
Von der Küche konnten wir uns im Almgasthaus Aibl also einen direkten Eindruck verschaffen. Und der nächste Eindruck war keinesfalls schlechter: Vor dem Abendessen wurden wir auf der wunderschönen Terrasse begrüßt, zu einem Aperitif und mit zünftiger Live-Musik. Dazu der direkte Blick auf das Tegernseer Tal und den gegenüberliegenden Wallberg. Bei Sonnenschein ein traumhafter Ort!
Bayerisch Sushi - in der Mizu Sushi Bar
Der Tegernsee bietet aber nicht nur bayerische Küche. Im Jahr 2015 eröffnete das Japanische Gourmet-Restaurant MIZU, und zwar als gastronomisches Komplementärangebot zu den etablierten Küchen im Hotel Bachmair Weissach. Der Japanische Koch Mitsutoshi Sugiyama bietet im MIZU nicht nur bestes Sushi, sondern auch eine passende Show: Der Raum ist innenarchitektonisch als Show-Cooking Bereich konzipiert, wo der Gast die Zubereitung von Sushi und Sashimi live erleben kann. Im MIZU kann man außerdem Sushi-Kurse buchen, oder zur Sake Degustation zusammenkommen.
Vom Besuch in der Fischzucht in Wildbad-Kreuth hatten wir reichlich frischen Saibling mitgebracht, den es jetzt galt zu Sushi zu verarbeiten. Unter der Anleitung des Kochs waren wir also schnell dabei, den klebrigen Reis auf den Bambusmatten zu verteilen. Der fein geschnittene Fisch wird dann zusammen mit Avocado oder Gurke eingerollt. Sushi machen ist eigentlich ganz einfach!
Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Und geschmeckt hat es auch! Mit dem neu gelernten Wissen aus dem Sushi-Kurs werden wir das in unserer Küche bestimmt bald wiederholen. 🙂
Das Hotel Bachmair Weissach
Eine schöne Überraschung (im positiven Sinn!) erreichte mich ein paar Tage vor der Genuss-Reise an den Tegernsee. Die Organisation hatte bzgl. Unterkunft eine kleine Änderung vorgenommen, und die Übernachtung im 5-Sterne-Hotel Bachmair Weissach klar gemacht. In diesem Haus wird die bayerische Gemütlichkeit ungezwungen verknüpft mit dem Luxus, den man in den besten Hotels erwartet: Der Kunde ist König, und darf sich bei seinem Aufenthalt als der König von Bayern fühlen. Was mich besonders fasziniert hat: Die Größe des Hotels ist weder von außen noch im Inneren offensichtlich. Erst wenn man sich im Hotel bewegt und die verschiedensten Angebote (z.B. Sushi-Bar, Spa-Bereich, Fitness, Kinderzimmer) aufsucht, bemerkt man wie die Architektur des Hauses die eigentliche Größe ganz subtil überspielt. Gemütlich und Luxus zugleich eben.
Natürlich war nach dem ganzen Essen ein später Gang in die Hotelbar obligatorisch. 🙂
Inspiration für ein weiteres Rezept
Ingrid Ullmann meint
Chère Madame Cuisine, liebe Sonja,
ich habe Deinen Bericht über den Tegernsee sehr genossen, denn ich war noch vor ca. 2 Woche dort unterwegs und liebe die gesamte Region genauso wie Du, auch wenn ich dafür mehrere Stunden fahren muss. Das meiste, was Du beschreibst, kenne ich schon und habe es sozusagen wieder mit Deinen Augen und Ohren erlebt. Sushi brauche ich nicht unbedingt am Tegernsee, Aber - ich kann Dir auch noch zwei Tipps geben. In Bad Wiessee am Überfahrtweg 15 befindet sich das Bistro der Tegernseer Fischer (!). Es ist einfach ein kulinarisches Highlight bodenständig geerdet mit einem wunderschönen Blick auf den See. Bevor man das Bistro erreicht, kommt man am Aquadome vorbei, einem großen Aquarium, in dem man die heimischen Fische kennenlernen kann. Das ist nicht nur für Kinder interessant! Mittlerweile ist das Bistro kein Geheimtipp mehr und es empfiehlt sich, wenn man nicht enttäuscht werden möchte, eine Platzreservierung. Bei schlechtem Wetter sieht es vielleicht noch anders aus. http://www.fischerei-tegernsee.com/bistro.html#team
Mein zweiter Tipp ist die Confiserie Hagn in der Seestraße 80 von 83700 Rottach-Egern. Es ist nicht nur eine Confiserie sondern auch ein Puppenstuben-Café mit Blick auf das Wasser und klein und gemütlich in einem früheren Bootshaus - vermute ich. Statt Kuchen habe ich mir zwei Pralinen servieren lassen, sie waren so gut, dass mir das Serotonin nur noch so ins Gehirn schoss und ich psychedelisch gestimmt den Heimweg antrat.
Aber auch München habe ich in bester Erinnerung. Wenn Du sonntags morgens in die berühmten Museen strebst, dann schläft die Stadt noch. Du möchtest rufen: "Hallo, ist hier Jemand?" Parkplätze vor dem Lenbachhaus satt. Aber wenn Du Dich an den Blauen Reitern dann wirklich satt gesehen hast, sieht es wieder ganz anders aus.
Leben wir Gott in Frankreich? Für Oberbayern würde diese Huldigung aus meiner Sicht auch zutreffen, allerdings habe ich die Kurve noch vor dem großen Schnee bekommen.
Und zum Schluss noch -Danke.. für Deine schönen Rezeptideen.
LG Ingrid
Sonja meint
Liebe Ingrid,
vielen Dank für Deine lieben Worte und auch die tollen Tipps und Ideen! Das schreibe ich mir gleich auf meine Liste für den nächsten Besuch am Tegernsee! 🙂
Liebe Grüße
Sonja