Meine Freundin Hanni hatte eine österreichische Oma, die Nonna. Und die Nonna wiederum hatte das beste Rezept für Marillenknödel. Auch mit über 90 hat sie dieses Rezept in jedem Jahr aufs Neue überarbeitet und verfeinert, bis es ihren Ansprüchen genügte. Wäre sie noch am Leben, würde sie dies vermutlich auch heute noch tun.
Schon im letzten Jahr wollte Hanni mich in das Geheimnis der weltbesten Marillenknödel einweihen, aber ehe wir es uns versahen war die Marillenzeit vorbei. Für die Knödel müssen die Marillen nämlich richtig schön reif sein und das sind sie in unseren Breitengraden genau von Mitte Juli bis Anfang August. Ihr merkt schon, was für eine knappe Kiste das ist! Vermutlich sollte man in dieser Zeit täglich einen Marillenknödel essen. 🙂 In diesem Jahr waren wir zum Glück zeitig genug dran.
Viele Zutaten braucht man nicht, allerdings lohnt es sich, auf Qualität zu achten. Die Marillen sollten möglichst klein, weich und rot sein. So werden die Knödel nicht zu groß, dafür aber schön saftig. Der Topfen oder Quark sollte möglichst trocken sein. Zu cremig, wässrig oder mit einem hohen Fettgehalt lässt den Teig klebrig werden und es besteht die Gefahr, dass der Knödel beim Garen zerfällt. Ansonsten braucht man noch Mehl, Salz, Vanillezucker, 1 Ei und flüssige Butter. Dann wird alles mit den Händen zu einem glatten Teig verarbeitet und anschließend packt man ihn für eine Stunde zum Ruhen in den Kühlschrank.
Marillenknödel - ein Klassiker aus Österreich
Ich dachte ja am Anfang, dass es eine riesengroße klebrige Sauerei wird, bis die Marillen endlich im Teig sind und, dass spätestens beim Garen dann sowieso alles auseinander fällt. Meine bisherigen Knödel-Erfahrungen sind nämlich eher durchwachsen. Um es kurz zu machen: der Teig ist der Knaller! Er lässt sich prima handhaben und perfekt formen, so dass die Marillen innerhalb kürzester Zeit in einem dünnen Mantel aus Teig verschwinden. Nun nur noch einen großen Topf mit Wasser auf den Herd stellen, das Ganze einmal aufkochen und anschließend wieder runterdrehen, so dass das Wasser zwar heiß ist, aber nicht mehr kocht. Die Knödel würden in kochendem Wasser nämlich tatsächlich auseinander fallen. Sie wollen lieber langsam gar ziehen.
Während die Knödel in dem heißen Wasser vor sich hin garen, kommen gemahlene Haselnüsse und Semmelbrösel zusammen mit einem Stück Butter in eine große Pfanne. Bei mittlerer Hitze wird diese Mischung angeröstet, bis sie schön gebräunt ist und herrlicher Duft durch die Küche zieht. Sobald die Knödel gar sind - das dauert ca. 20 Minuten und merkt man daran, dass sie an der Wasseroberfläche schwimmen - hebt man sie mit einer Schöpfkelle aus dem Topf, lässt sie gut abtropfen und wendet sie vorsichtig in der Nuss-Semmelbrösel-Mischung. Jetzt fehlt nur noch eins: Knödel auf den Teller packen, mit Puderzucker bestäuben und genießen! Statt Puderzucker kann man auch normalen Zucker nehmen oder es wie die Österreicher machen: die packen nämlich zusätzlich zu der Marille gerne auch noch ein Stück Würfelzucker mit in den Teig!
Noch nie in meinem Leben habe ich so gute Marillenknödel gegessen! Ein Hoch auf die Nonna und einen extra lieben Dank an Hanni, die dieses besondere Rezept mit uns teilt. Und falls ihr die Marillen-Saison einmal verpassen solltet: der Teig funktioniert auch wunderbar mit Zwetschgen! 😉
Nonnas Marillenknödel
Kochutensilien
- großer Topf, Schöpfkelle, große beschichtete Pfanne
Zutaten
- 250 g Weizenmehl, Typ 405 + etwas extra zum Verarbeiten
- 250 g Topfen möglichst fest
- 1 Ei
- 1 Päckchen Vanillezucker
- 1 Prise Salz
- 80 g Butter, geschmolzen und abgekühlt + 1 EL extra
- 12 kleine Marillen (Aprikosen) möglichst rot und nicht zu fest
- 100 g gemahlene Haselnüsse
- 100 g Semmelbrösel
- Puderzucker zum Bestäuben
Anleitungen
- Das Mehl zusammen mit dem Topfen, dem Ei, Vanillezucker und 1 Prise Salz in eine große Schüssel geben. Mit den Händen zu einem glatten Teig verkneten.
- Geschmolzene und abgekühlte Butter dazugeben und unterkneten. Den Teig zu einer Kugel formen, auf einen Teller setzen und mit Frischhaltefolie abdecken. Für 1 Stunde in den Kühlschrank stellen.
- Die Marillen waschen und vorsichtig trockenreiben.
- Teig aus dem Kühlschrank nehmen und auf einer leicht bemehlten Arbeitsfläche noch einmal durchkneten. Ein Stück Teig abnehmen ( es sollten am Ende 12 Knödel herauskommen) und etwa Handteller groß flach drücken. Eine Marille darauf geben und mit dem Teig ummanteln. Teig mit den Händen vorsichtig andrücken und den Knödel anschließend mit etwas Mehl einreiben. Zur Seite legen und mit dem restlichen Teig genauso verfahren.
- Einen großen Topf mit reichlich Salzwasser zum Kochen bringen. Hitze reduzieren, so dass das Wasser zwar heiß bleibt, aber nicht mehr kocht. Die Hälfte der Knödel hineingeben. Sobald die Knödel an der Oberfläche schwimmen, mit einer Schöpfkelle herausheben und gut abtropfen lassen. Zur Seite stellen und die zweite Hälfte der Knödel genauso garen.
- In einer großen beschichteten Pfanne 1 EL Butter schmelzen. Haselnüsse und Semmelbrösel hineingeben und unter Rühren rösten, bis sich ein herrlicher Duft in der Küche ausbreitet. Einen Knödel nach dem anderen in die Pfanne geben und vorsichtig von allen Seiten in den Bröseln wälzen. Auf einen Teller geben, mit Puderzucker bestäuben und sofort servieren.
Anbau und Ernte
Übrigens, Marillen heißen nördlich von Österreich und Bayern zumeist "Aprikosen". Einen Unterschied gibt es bis auf den Namen nicht. Die meisten Früchte weltweit werden in Südeuropa (Italien, Spanien, Griechenland), in der Türkei und im Nahen Osten produziert, aber auch in Österreich und Deutschland gibt es Anbauregionen. Hier ist die Erntezeit vornehmlich im Juli und August - Marillen aus Südeuropa werden bereits ab Mai geerntet und kommen so bei uns in die Geschäfte und auf die Märkte. Daher: die beste Zeit für dieses Rezept sind sicherlich die Sommermonate.
Marillenknödel sind ein typisches Gericht der österreichischen und böhmischen Küche. Da es in Österreich einige Marillen-Anbaugebiete gibt (z.B. Wachau und Vinschgau), ist das Rezept dort besonders verbreitet und beheimatet. Daher bin ich ganz glücklich, dass ich dieses Original-Rezept von Hannis Nonna verwenden und euch vorstellen darf. Ich wünsche gutes Gelingen und einen guten Appetit!
Judith meint
Vielen Dank für das tolle Rezept! Vor vielen Jahren habe ich in Österreich mal Marillenknödel gegessen und auch schon mal versucht sie selbst zu kochen - der Teig klebte fürchterlich und das Ergebnis war leider auch nicht überzeugend, aber dieses Rezept ist echt super! Es war sehr sehr lecker und auch die Zubereitung war nicht schwierig. Das wird bestimmt noch mal gekocht! Liebe Grüße aus Bonn, Judith
Sonja meint
Liebe Judith,
Danke Dir für Dein tolles Feedback, dass ich gerne an meine Freundin Hanni so weitergebe!:-)
LG Sonja
Waltraud meint
Heute gab es bei uns die Knödel. Ich bin begeistert, ich hatte Topfenteig als schwieriger in Erinnerung. Ich werde mit dem Teig im Herbst auch noch mal für Pflaumenknödel verwenden und nächstes Frühjahr für Erdbeerknödel. Danke für das tolle Rezept. 🙂
Liebe Grüße
Waltraud
Sonja meint
Liebe Waltraud,
vielen lieben Dank, das freut mich wirklich sehr! Mit Zwetschgen werde ich die Knödel demnächst auch noch einmal zubereiten. 🙂
LG Sonja
Monie meint
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen!
Ein köstliches Rezept! Danke!
Mit liebem Gruß aus dem Salzkammergut,
Monie