Ein saftiger Rührkuchen, der schnell zusammengerührt ist und ganz wunderbar zu einer schönen Tasse Tee, aber natürlich auch zu einem Kaffee passt. Der Geschmack von schwarzem Tee macht den Earl Grey Tea Cake zu etwas ganz Besonderem.
Um ehrlich zu sein - mit Tee bin ich bisher nicht so wirklich warm geworden. Als Kind trank ich morgens ab und an einen Früchtetee, am liebsten aber einfach Wasser. Und spätestens, als ich mit 17/18 meine Liebe zu Kaffee entdeckte, war Tee für lange Zeit kein Thema mehr. Tee trank ich nur in aller größten Ausnahmefällen, meistens wenn ich krank war. Mein Vater hingegen liebte seine morgendliche Kanne Tee. Von seinen Reisen nach Indien brachte er gleich ganze Säcke an Assam oder Earl Grey Tee mit. Lose verpackt und nicht die typischen Teebeutel, die es bei uns in der Regel zu kaufen gab. Ich will nicht behaupten, dass die Zubereitung einer Tasse Tee damit einer japanischen Tee-Zeremonie glich. Aber ein gewisser Aufwand war damit schon verbunden. Jedenfalls deutlich mehr, als einfach nur einen Teebeutel in eine Tasse zu hängen und mit kochendem Wasser zu übergießen.
Ich sehe meinen Vater noch genau vor mir, wie er in seinem (japanischen) Morgenmantel in der Küche stand, sorgfältig Tee aus einer großen Dose entnahm und diesen in ein Teesieb oder einen Filter umfüllte. Die Kanne wurde vorgewärmt und nicht für jede Teesorte durfte das Wasser zum Kochen gebracht werden. Anschließend saß er dann gerne stundenlang - und sehr zum Leidwesen meiner Mutter - mit der Tageszeitung und seinem Tee am Esstisch. Manchmal trafen wir ihn noch genau an, wenn wir mittags aus der Schule nach hause kamen.
Earl Grey Tea Cake: Rührkuchen mit Zuckerguss
Die Tee-Leidenschaft meines Vater habe ich zwar nicht übernommen, aber ab und an überkommt es mich dann doch und ich meine, mir einen tollen Tee kaufen zu müssen. Genauso plötzlich wie diese Euphorie gekommen ist, verpufft sie allerdings auch wieder. Und der Tee fristet im Küchenschrank ein unbeachtetes Dasein. Bis mich dann irgendwann der Rappel packt und ich die Küche einmal komplett auf den Kopf stelle.
Der Inhalt sämtlicher Küchenschränke landet auf dem Esstisch und auf jeder sonst vorhandenen freien Fläche. Schränke und Schubladen werden ausgewischt und Lebensmittel auf ihre Haltbarkeit überprüft. Dabei kommen unter anderem fast vergessene (Lebensmittel-)Schätze zum Vorschein. Über manche kann ich mich richtig freuen, weil ich zum Teil gar nicht mehr wusste, dass es sie in meiner Küche gibt. Genau diese Lebensmittel werden ganz nach vorne auf Augenhöhe in den Schrank geräumt, und ich mache es mir zur Aufgabe, sie in einem meiner nächsten Rezepte zu verwenden. Ihr ahnt es bereits - eine Packung Earl Grey Tee hat es dabei quasi auf Platz 1 geschafft! Trinken wollte ich ihn nicht, aber in einen schnellen Rührkuchen hat er es geschafft. Ich muss sagen - auf diese Weise könnte ich mich vielleicht doch noch an Tee gewöhnen!! 😉
Earl Grey Tea Cake
Kochutensilien
- 1 Rührschüssel
- 1 Handrührgerät alternativ: Küchenmaschine
- 1 kleiner Topf
- 1 Kastenform ca. 11 x 30 cm
- Backpapier
Zutaten
- 5-6 Beutel Earl Grey Tee
- 75 ml Milch
- 230 g weiche Butter
- 180 g Rohrzucker
- 4 Eier
- 200 g Mehl Weizen 405 oder Dinkel 630
- 2 TL Backpulver
- 1 Prise Salz
- 1 TL abgeriebene Schale einer Bio-Limette
Für den Guss
- 2-3 EL kalter Earl Grey Tee alternativ: Zitronensaft oder Wasser
- 100 g Puderzucker
Anleitungen
- Den Backofen auf 180 Grad Ober-/Unterhitze vorheizen.
- Die Teebeutel aufschneiden und den Inhalt zusammen mit der Milch in einen kleinen Topf geben. Vorsichtig erwärmen (nicht kochen!), anschließend vom Herd nehmen und 5 Min. ziehen lassen.
- Währenddessen die Butter zusammen mit dem Zucker hell-cremig aufschlagen.
- Nach und nach die Eier unterrühren, dann die abgeriebene Limetten-Schale untermischen.
- Die Milch mit dem Tee noch einmal umrühren, dann ebenfalls unter die Eier-Butter-Mischung rühren.
- Das Mehl mit dem Backpulver und einer Prise Salz vermischen. Zu den restlichen Zutaten in die Schüssel geben und nur kurz unterrühren, bis sich alle Zutaten miteinander verbunden haben.
- Eine Kastenform mit Backpapier auslegen. Das geht besonders gut, wenn ihr das Backpapier einmal komplett nass macht, anschließend auswringt und dann in die Form gebt. So passt es sich auch schön den Ecken an.
- Den Teig in die Form füllen und glatt streichen. In der Mitte des vorgeheizten Ofens ca. 45-50 Min. backen. Die Backzeit variiert je nach Backofen. Am besten mit einem langen Holzstäbchen in die Mitte des Kuchens pieken. Bleibt kein Teig mehr am Stäbchen kleben, kann der Kuchen raus. Kuchen gegen Ende der Backzeit evt. mit Alufolie abdecken, falls er euch zu dunkel wird.
- Den Kuchen zunächst in der Form, dann auf einem Gitter abkühlen lassen.
Für den Guss
- 100 g Puderzucker in eine Schüssel geben und mit 2-3 EL (je nachdem, wie dick oder dünn-flüssig ihr den Guss haben möchtet) Earl Grey Tee zu einem Zuckerguss verrühren.
- Den Guss über den Kuchen geben und vor dem Servieren fest werden lassen.
Christiane meint
Hallo Sonja,
der Kuchen schmeckt sehr gut. Ich bin Teetrinkerein und habe deshalb meist nur offenen Tee, zumindest bei den klassischen Sorten.
Meine Teeblätter waren deshalb sehr groß und ich habe sie nicht mit in den Kuchen.
Du hast die Teeblätter mit rein, oder?
Liebe Grüße
Christiane
Sonja meint
Liebe Christiane,
ja - die Teeblätter kommen mit in den Kuchen. Falls die Blätter sehr groß sind, würde ich sie allerdings vorher im Mörser zerstoßen.
LG Sonja
Sonja meint
Hallo Sonja,
das Rezept klingt richtig toll, vor allem für eine Teeliebhaberin wie mich! Die Beschreibungen deines Vaters haben mir auch sehr gut gefallen 😀
Habe ich es richtig verstanden, dass du die Teeblätter mit in den Kuchen hineingegeben hast? Die Vorstellung finde ich irgendwie seltsam, dass man sie sozusagen "mitisst". Würdest du es dennoch empfehlen, oder kann ich die Teeblätter auch heraussieben?
Liebe Grüße
Sonja
Nadita meint
Habe den Kuchen heute gemacht, geschmacklich gut. Allerdings ist er mir viel zu fettig. Bin der Ansicht, dass maximal 25% Fett in der Relation zu den trockenen Zutaten in einen Rührkuchenteig gehören. So habe ich es gelernt. Der Kuchen hinterließ sowohl auf dem Teller, als auch den Händen und in der Backform zu viel Fett. Das ist dann schon ein deutliches Zeichen.
Wenn man das abändert, wäre das für mich durchaus nachbackenswert.
Nur als Tipp.
Liebe Grüße
Sonja meint
Danke für deine Anmerkung! Tatsächlich werde ich das Rezept auch noch weiter verfeinern und habe mir bereits eine Anmerkung zur
Butter-Menge gemacht. 😉
LG Sonja