Let's talk about Camping! Hier scheiden sich die Meinungen und Geister, und ich kenne kaum ein Urlaubs-Thema über das so viel diskutiert werden kann. Was des einen Freud - Freiheit, Natur, sich auf die einfachen, wesentlichen Dinge beschränken, ist des anderen Leid. Sand, Dreck und schlimmstenfalls Feuchtigkeit immer und überall, unbequeme Schlafmöglichkeiten und irgendwie immer unaufgeräumtes Chaos. In den letzten Jahren hatten wir meist ein Ferienhaus oder - Ferienwohnung gemietet. Aber schon länger war vor allem bei unseren Mädels der Wunsch da: wir wollen Campen! Und nachdem ich in den letzten Jahren immerhin zwei Kochbücher zum Thema "Camping" geschrieben und veröffentlicht habe, waren wir uns alle einig - diese Sommerferien geht's zum Camping!
Nun will ich ehrlich sein: ein Zelt, in dem ich nicht aufrecht stehen kann, in dem es keinerlei Ablage- und Stellflächen gibt und wo ich mich morgens nach einer schlaflosen Nacht mit steifen Knochen von einer Isomatte hochquälen muss, ist nichts für mich. Sehr zum Leidwesen der Mädels, die der Ansicht sind, dass nur Zelten echtes Campen ist.
Campingplatz in Lacanau Océan
Wir finden einen Kompromiss und der heißt "Les Grands Pins". Ein wunderschöner großer Campingplatz direkt am Atlantik in Lacanau Ocean. Hier gibt es einfache Plätze zum Zelten, Stellplätze für Wohnmobile und Wohnanhänger. Außerdem feststehende kleine Holzhütten, die mit ordentlichen Betten, kleiner Küche, sowie eigenem Bad ausgestattet sind. Genau solch eine Hütte haben wir gebucht und fühlen uns auf Anhieb wohl. Der Campingplatz liegt inmitten eines wunderbar duftenden Pinienwaldes und ist top ausgestattet. Auf dem Gelände befindet sich ein kleiner Supermarkt, ein Restaurant und eine Bar, ein Waschraum mit zahlreichen Waschmaschinen und Wäschetrocknern, ein Spieleraum mit Tisch-Kickern, Spielplatz und Kinderbetreuung, sowie eine große Pool-Landschaft inklusive Wasserrutsche. Die Kinder kennen sich nach einem halben Tag bestens aus und sind aus dem Wasser kaum noch herauszubekommen.
Am Atlantik-Strand
Vom Campingplatz haben wir direkten Zugang zum Strand, der schöner nicht sein könnte. Kilometerlanger weicher Sandstrand, der - aufgrund seiner Größe - niemals voll oder überlaufen ist. Der Blick auf den Atlantik, wenn man die Kuppe der Dünen erreicht hat, lässt mich auf Anhieb tief durchatmen. Für mich persönlich gibt es nichts Schöneres und Beruhigenderes als auf das weite Meer und den Horizont dahinter zu schauen. Ich fühle mich leicht und unbeschwert, als würde jede Welle Ballast, Stress und Sorgen des Alltags fortspülen.
Wellen gibt es übrigens am Atlantik einige! Wir achten darauf, mit den Kindern nur dort baden zu gehen, wo es eine Badeaufsicht gibt. An manchen Tage ist das Meer ruhig, an anderen Tagen spürt man jedoch die Kraft des Wasser und der Wellen sehr ordentlich. Die Kinder lieben es! Sie tauchen durch die Wellen als hätten sie nie etwas anders gemacht, schmeißen sich bäuchlings aufs Bodyboard und surfen unter lautem Geschrei zurück zum Strand. Pure Freude!
Der Atlantik in Lacanau Océan ist zwar zum Teil recht rau, dafür aber auch sehr sauber und im August längst nicht so kalt, wie ich befürchtet hatte. Das Wetter ist zwar etwas durchwachsen, aber nie kalt. Sowieso wechselt das Wetter am Atlantik innerhalb kürzester Zeit von Sonne und Wind, zu Wolken und Regen und wieder zurück. Wetterprognosen am Atlantik sind absolut überflüssig, weil nie zuverlässig, stellen wir recht schnell fest. Wir nehmen es also wie es kommt, gehen bei Sonnenschein an den Strand, hüpfen ins Meer und sammeln tolle Muscheln. Ansonsten vertreiben wir uns die Zeit mit anderen Aktivitäten. Wir machen Ausflüge, mieten uns Tandem-Fahrräder und der Monsieur und das große Mäusekind versuchen sich in einem Surfkurs. Zum Sonnenuntergang kehren wir oft noch einmal zum Strand zurück und bewundern, wie die Sonne als rot-goldener Ball hinter dem Meer versinkt.
Ausflug zum Cap Ferret
Von Lacanau Océan sind es knapp 50 km zum Cap Ferret, einer Landzunge an der Bucht von Arcachon. Es gibt nur eine Straße, die durch malerische kleine Dörfer zur Spitze der Landzunge führt, und wir fahren zeitweise im Schritttempo. Haben wir aber schnell vergessen, als wir am Ende aussteigen und mit einer atemberaubenden Aussicht belohnt werden. Der Atlantik auf der einen Seite, die Bucht von Arcachon auf der anderen Seite und der Blick auf sagenhafte (zum Teil Natur geschützte) Strände und die berühmte Dune du Pilat.
Wir essen hervorragend in einem kleinen Lokal zu Mittag und bummeln anschließend, Dank des Tidenhubs, auf schlammigem Grund zwischen kleinen Booten umher. Die Region ist bekannt für ihre Austern und alle paar Meter gibt es urige Holzhütten, die zur Verkostung einladen. Der Monsieur lässt sich das nicht nehmen, die Mädels und ich setzen lieber auf eine Kugel Karamell-Eis. Der Ausflug hat sich gelohnt, zufrieden und glücklich kommen wir an diesem Abend zurück zum Campingplatz.
Ein Tag in Bordeaux
Auch ein Besuch in Bordeaux lohnt sich allemal. Die an der Garonne gelegene Hafenstadt im Südwesten Frankreichs hat ca. 260.000 Einwohner und ist das Zentrum der gleichnamigen berühmten Weinregion. Die Altstadt besticht durch viele kleine Gässchen, in denen sich Cafés, Restaurants und zahlreiche kleinere und größere Geschäfte aneinander reihen.
Die Laune des kleinen Mäusekindes ist an diesem Tag nicht die beste. Laufen blöd, Wetter blöd, Mama & Papa blöd, alles blöd. Nach zahlreichen Sitzstreiks - "Ich gehe überhaupt nie mehr weiter!" - und diversen Tricks, Überredungskünsten und viel gutem Zureden schaffen wir es aber immerhin in die wirklich sehr beeindruckende gotische Kathedrale St. André. Das Mittagessen besänftigt dann alle erhitzten Gemüter. "Steak Haché avec frites" ist hier in vielen Restaurants das "Menu enfants" und das mögen die Mädels richtig gerne!
Für mich gibt es den besten Tomatensalat aller Zeiten, serviert mit cremigem Burrata und warmem Feigenbrot. Und den habe ich direkt als Rezept hier für euch.
Mein Fazit
Die Wahl des Camping-Platzes in Lacanau Océan haben wir definitiv gut getroffen. Dank der großflächigen Anlage inmitten von zahlreichen Pinien hatten wir genug "Raum" für uns und Abstand zu den anderen Urlaubern. Unsere Hütte war topp ausgestattet und unsere Kinder (9 und 6 Jahre) konnten sich auf der gesamten Anlage prima frei bewegen. Es gibt ein großes Angebot an Sport- und Freizeit-Aktivitäten. Surfen, Fitness-Kurse, Trimm-Dich-Pfad, Pool-Landschaft und einen Fahrrad-Verleih, inklusive gut ausgebauter Fahrradwege.
Mögliche Ausflugsziele sind das Cap Ferret (inklusive Leuchtturm, den "Phare du Cap Ferret"), die Dune du Pilat (die höchste Wanderdüne Europas, war aufgrund der verheerenden Waldbrände leider gesperrt), sowie Bordeaux. Der Ort Lacanau Océan ist klein, bietet aber zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten, Cafés und Restaurants sowie ein kleines Nachtleben. Absolutes Highlight in meinen Augen: der kilometerlange tolle Strand!
Heiner meint
Hallo Frau Stölzel, hallo Sonja,
Zufällig stieß ich heute auf Ihren Bericht des Camping in Lacaneau. Das hat sehr schöne Erinnerungen bei mir an dortige Aufenthalte ausgelöst. Viele, viele Jahre her. Meine Frau und ich wohnten Ende der 60er Anfang der 70er Jahre in Paris und waren zwei Mal im Sommer dort unten. Allerdings in einem netten Hotel direkt am Strand. Mit dabei unsere kleine Tochter, die sowohl den Strand als auch die inländischen Seen genoss. Außer, dass der Sand immer an ihren Händen hängen blieb. Das musste sie immer wieder gleich abspülen. Nun, Wasser gab es ja zur Genüge.
Wir haben nette Franzosen kennengelernt, kleine Kinder stellen ja die unkompliziertesten Verbindungen her.
Danke für diesen Erinnerungs-Anstoß.
Heiner
P.S. Die Tochter ist inzwischen Mutter von zwei erwachsenen Kindern!
Sonja meint
Lieber Heiner,
das ist wirklich eine schöne Erinnerung!
Freut mich sehr, dass mein Artikel dazu beigetragen hat. 🙂
Ganz liebe Grüße - auch an die Gattin, Tochter und die Enkel!