Wer in München wohnt, kann sich wirklich glücklich schätzen. Die Berge vor der Haustür, zahlreiche Seen noch dazu und Italien ist auch nur einen Katzensprung entfernt. Herrlich! Der Monsieur und ich wissen das sehr zu schätzen. Also nutzen wir regelmäßig die Gelegenheit, mit unseren zwei Töchtern Berge und Umland unsicher zu machen. 1,2,3 Tage raus - gut tut das! Allerdings, und das gebe ich gerne zu, bin ich was Reiseziel und Unterkunft betrifft doch recht anspruchsvoll geworden. Ich lebe und reise ganz nach dem Motto: im Urlaub möchte ich es mindestens so schön haben wie zu Hause, sonst kann ich nämlich auch gut zu Hause bleiben! Ich sehe förmlich vor mir, wie der Monsieur bei diesen Zeilen die Augen verdreht, aber damit kann ich gut leben. Bisher hat er sich nämlich noch nie über meine Hotel- oder Pensionsauswahl beschwert!
Ein Ausflug ins Salzburger Land
Nachdem ich nun also schon von mehreren Seiten vom “Haus Hirt” in Bad Gastein gehört hatte, sagte ich zum Monsieur: Da will ich hin! Am Liebsten gleich, denn allein die Bilder im Internet sahen schon sehr vielversprechend aus. Und da zum Jahresende ja irgendwie immer die Luft raus ist und der ein oder andere Tag Entspannung und Erholung nicht schaden kann, haben wir kurzerhand ein Wochenende im Haus Hirt gebucht - ein Familienhotel, indem sowohl Kinder, als auch Eltern voll auf ihre Kosten kommen.
Bad Gastein im Salzburger Land ist ein verschlafen wirkendes Örtchen am Ende eines langgezogenen Tales. Genauso wirkt auch das Haus Hirt auf den ersten Blick: verschlafen. Ob wir hier richtig sind? Wir kommen am frühen Nachmittag an, nach einer knapp 3-stündigen Autofahrt, müde, hungrig und irgendwie auch durchgefroren. Die Geduld unserer Töchter hat auch ihre Grenzen erreicht, so dass wir alle froh sind, als wir endlich das Haus Hirt betreten. Kaum im Warmen entfährt mir als allererstes ein “Wow”! Sofort springen mir liebevolle Details ins Auge: schöne Bilder, alte Sessel, Kerzenleuchter und Lampen, die warmes Licht verströmen und alte Holzdielen, die beim Darüberlaufen knarzende Geräusche von sich geben. All das so aufeinander abgestimmt, dass man sich sofort willkommen und geborgen fühlt.
Kinder glücklich, Eltern glücklich
Nachdem wir unsere Koffer aufs Zimmer gebracht haben, will Lotta, unsere Große, sofort ins Kinderzimmer. Es gibt gleich zwei Kinderzimmer im Haus Hirt, eines ohne Betreuung und eines mit. Nun ist Lotta zwar an sich ein quirliges, ausgelassenes und fröhliches Mädchen, aber zudem ist sie doch auch schüchtern und es braucht seine Zeit, bis sie sich irgendwo so richtig wohl fühlt. Kaum betreten wir das betreute Kinderzimmer, kommt ein Mädchen im gleichen Alter und will mit ihr spielen. Sabrina, die Betreuerin, nimmt Lotta an die Hand und wir Eltern waren mit sofortiger Wirkung abgeschrieben. Also gut, gehen wir mit unserer Lütten auf Erkundungstour.
So unscheinbar das Haus Hirt auch von außen wirkt, umso ein größeres Schmuckstück erwartet einen im Inneren. Auf mehreren Stockwerken, alle mit langen Fluren und total verschachtelten Zimmern, haben Evelyn und ihr Mann Ike, die Besitzer, alles mit viel Liebe zum Detail eingerichtet und gestaltet. Jedes Zimmer in einer anderen Farbe gestrichen, nicht immer nur dezent, sondern auch mal knallig, aber immer so, dass man sich wohlfühlt. In jedem Winkel dieses Hauses möchte man bleiben und verweilen.
Haus Hirt: Liebevolle Architektur und Einrichtung
Evelyn, das älteste von 4 Kindern, hat das Haus von ihren Eltern übernommen, welche es ebenfalls schon als Hotelbetrieb geführt haben. Zuerst wollte sie gar nicht, gesteht mir diese unglaublich sympathische Frau lachend. Sie habe sich nie vorstellen können, in diesem verschlafenen, kleinen Dorf zu bleiben. Sie macht Station in New York und Paris und kehrt letztendlich doch zurück. Gemeinsam mit ihrem Mann Ike, einem Architekten, verwandelt sie das Haus Hirt nach und nach in eine wahre Wohlfühloase. Ob ihr das alles immer selber in den Sinn kommt, will ich wissen. Welche Farbe in welches Zimmer, welche Bilder, Teppiche, Deko usw. Evelyn gesteht, dass sie bei den Farben Unterstützung von einem echten Profi, einem Farb-Therapeuten, bekommt. Und hin und wieder kommt eine Freundin vorbei, die entrümpelt. “Evelyn”, sagt sie dann, “das Gerümpel kannst Du jetzt langsam mal wegräumen. Stell lieber eine Vase mit Blümchen dorthin.”
Als Evelyn an unserem ersten Abend ins Hotel kommt, habe ich das Gefühl, sie kennt jeden ihrer Gäste persönlich. Ein jeder wird mit Namen begrüßt und mit jedem hält sie einen Plausch. Viele Gäste kommen schon seit Jahren immer wieder und manche, die sich irgendwann einmal bei einem Glas Wein an ihrer Bar kennengelernt haben, treffen sich ganz bewusst jedes Jahr zur gleichen Zeit. Das ist für Evelyn das Schönste, sagt sie: wenn sich Menschen in ihrem Hotel begegnen, die auf einer Wellenlänge unterwegs sind, sich austauschen, unterhalten, tagsüber vielleicht eine gemeinsame Wanderung machen und auch nach dem Urlaub noch in Kontakt bleiben.
Im Haus Hirt kommt jeder voll auf seine Kosten. Wer Ruhe und Einsamkeit sucht, kann sich ins Lesezimmer oder den Wellnessbereich zurückziehen (Kinder dürfen hier nicht hin!), wer mehr auf Geselligkeit aus ist, kann an einem der zahlreichen Angebote teilnehmen. Das sind im Winter Ski- und Rodeltouren, im Sommer Wanderungen, Reitausflüge und Besuche auf einem Bauernhof oder in einer Schmuckschmiede. Ob Kinder oder Erwachsene, für jeden ist hier etwas geboten.
Zeit für die Eltern
Mittlerweile ist es Zeit für das Abendessen und von Lotta immer noch keine Spur. Schließlich kommt sie mit roten Wangen und strahlenden Augen um die Ecke. Eine Laterne habe sie gebastelt und ob sie nach dem Abendessen noch mit Sabrina und den anderen Kindern eine Nachtwanderung machen dürfe, fragt sie ganz aufgeregt. “Ich zieh mich auch ganz warm an, Mami!” Klar, darf sie. Für die Kinder gibt es bereits um 18 Uhr Abendessen. Danach können die Kleineren ins Bett gebracht werden, während die größeren sich noch im Kinderzimmer vergnügen und die Eltern in Ruhe ihr Abendessen genießen können. Gehörten wir bisher zu den Eltern, die ein solches Szenario lediglich bei anderen beobachten und bewundern konnten, so ging dieser Plan diesmal auch bei uns auf!
Auch kulinarisch gesehen kommt man im Haus Hirt nicht zu kurz. Morgens erwartet einen ein reichhaltiges Frühstücksbuffet, während man durch die große Fensterfront die Aussicht auf das Tal und die umliegenden Berge genießt. Kommt man am Nachmittag von seiner Wanderung oder Skitour zurück, kann man sich mit einem späten Lunch, Salaten und Kuchen stärken, bevor man den Abend dann mit einem köstlichen 3-Gänge-Menü ausklingen lässt. Bei den Hauptgerichten kann man zwischen Fleisch, Fisch und Vegetarisch/Vegan wählen, so dass sicherlich niemand hungrig ins Bett gehen muss.
Da das Haus Hirt ein Familienhotel ist und Kinder mehr als Willkommen sind, muss man auch keine Angst haben, dass man mit seinen Kindern irgendjemanden stören könnte, sollte es mal ein bisschen lauter und wilder zugehen. Einmal habe sie ein Pärchen zu Besuch gehabt, die sich durch die Kinder gestört fühlten, sagt Evelyn. Die schickt sie dann ins Schwesterhotel, das Hotel Miramonte, ca. 10 Gehminuten entfernt. Dort gibt es keine Kinder und die Erwachsenen sind unter sich.
Wir kommen wieder
Die 2 Nächte im Haus Hirt haben so gut getan! Zum Einen sind wir dem vorweihnachtlichen Stress entflohen, zum anderen hatte ich das Gefühl, endlich mal wieder durchschnaufen zu können. “Alles darf, nichts muss”, so würde ich das Haus Hirt beschreiben. Man fühlt sich entschleunigt und dazu trägt sicherlich auch das überaus nette und freundliche Personal bei, das bemüht ist, einem jeden Wunsch von den Augen abzulesen, ohne dabei allzu aufdringlich zu wirken.
Liebes Haus Hirt, ich komme wieder, ganz bestimmt! Lieber gestern, als morgen und dann bleibe ich länger. Meinen Lieblingssessel habe ich schon gefunden. Im Kaminzimmer, mit Blick aufs Tal, der sich bei einem Glas Rotwein auch so wahnsinnig schön schweifen lässt. Herrlich!
Hier geht es zur Webseite vom Hotel.
Inspiration für ein weiteres Rezept
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