Wart ihr schon mal in Tibet? Nein? Ich auch nicht. Aber bei meinem Dezember-Gast York Hovest, hat es sich zumindest ein bisschen so angefühlt! In einem Versprechen, das er dem Dalai Lama gab, reiste York kreuz und quer durch Tibet, fotografierte Land und Leute und brachte den unsagbar schönen Bildband - "Hundert Tage Tibet - das Versprechen" - heraus.
Vita: Auf Wunsch seines Vaters absolvierte York nach dem Abitur eine Ausbildung zum Elektroniker für Energieanlagen. Gearbeitet hat er in dem Beruf jedoch nie. Die Teilnahme an einem Model-Casting sorgte dafür, dass er schon recht bald auf allen großen Laufstegen der Welt zu Hause war. Aber nur vor der Kamera zu stehen war York irgendwann zu langweilig. Er begann, den Fotografen am Set zu assistieren, lernte viel von Michael Leis aus München und Paolo Santiago aus Mailand, und machte sich dann als Mode-Fotograf selbständig.
Wie aber kommt ein Mode-Fotograf dazu, dem Dalai Lama ein Versprechen zu geben, nach Tibet zu reisen und einmalige Aufnahmen von einem Land und dessen Leute zu machen, die es so bisher nicht gab? Das waren natürlich die Fragen, auf die ich eine Antwort haben wollte und genau deshalb habe ich mich bei York zum Essen eingeladen!
York wohnt mit seiner Frau, die er beim Modeln kennenlernte, und seinem 4-jährigen Sohn im schönen München. Betritt man die Wohnung, so fühlt man sich irgendwie gleich wie zu Hause. Gemütlich ist's! Die Küche zwar klein, bietet aber alles, was mein Köchinnen-Herz höher schlagen lässt und lädt unbedingt zum Verweilen ein. Kochutensilien baumeln von der Decke, Gläser mit zahlreichen Pasta-Sorten, sowie die selbst gebackenen Plätzchen zur Weihnachtszeit zeigen - hier wohnt eine Familie, die gerne und gut (!) kocht!
Das Menü, das York sich mit tatkräftiger Unterstützung seiner Frau Saskia ausgedacht hat liest sich wie ein Märchen, und genau so hat es auch geschmeckt: mit Speck ummantelter Ziegenkäse und Granatapfelkerne auf Salat, dann - in Milch und Salbei gegartes Hühnchen mit Zuckerschoten, grünem Spargel und Kartoffeln und zum Abschluss mit Mascarpone und karamellisierten Mandelblättchen gratinierte Pfirsichhälften. Noch Fragen?!
Während York sich dem Hühnchen widmet, Saskia die Vorspeise in den Ofen schiebt und ich fotografiere wie ein Wilde (zugegebener Maßen war ich ganz schön nervös - ich, eine blutige Anfängerin an der Kamera sollte tolle Fotos bei und von einem Fotografen hinbekommen?!?), komme ich auch gleich mit meiner ersten Frage um die Ecke: wie kam York dazu, nicht nur den Dalai Lama zu treffen, sondern ihm dann auch noch zu versprechen, das Land, aus dem dieser vor Jahrzehnten flüchten musste, in seiner ganzen Pracht und Schönheit darzustellen und dies mit der ganzen Welt zu teilen? Klingt ganz schön wagemutig, oder nicht? War es auch! Aber als York den Dalai Lama vor ein paar Jahren bei dessen Deutschland-Besuch als Fotograf begleiten durfte, tat sich ihm plötzlich dieser Wunsch auf, etwas für den Dalai Lama bzw. dessen Land und seine Leute tun zu wollen. Und wenn York sich etwas in den Kopf gesetzt hat, dann hält er daran auch fest. Ein Mann, der seine Ziele mit der gewissen Portion Ehrgeiz und Dickköpfigkeit verfolgt, die man braucht, wenn man etwas erreichen will.
Das Hühnchen brutzelt zusammen mit jeder Menge Knoblauch und Salbei vor sich hin und wird hin und wieder mit Milch übergossen. Zeit, die erste Flasche Rotwein zu öffnen. Vom Tag des Versprechens an den Dalai Lama, bis hin zur Veröffentlichung des Buches hatte York einen langen und sehr steinigen Weg zu gehen. Nach Tibet reist man nicht mal einfach so und knipst ein bisschen herum. In einem Land, das unter strengem chinesischem Regime geführt wird und an jeder Ecke von Soldaten oder Kameras überwacht wird, sind Leute wie York nicht gern gesehen. Zweimal musste er einreisen, brachte sich und seine Begleiter in Lebensgefahr, nahm ungeheuerliche Strapazen in Kauf, schmuggelte Kameras, USB-Sticks und Dateien über die Grenze und dachte dennoch nie ans Aufgeben. Gott sei Dank! Und wer den Bildband "Hundert Tage Tibet" durchblättert, der kann ahnen, welche Begeisterung man für dieses Land und seine Leute aufbringen kann.
Ob er den Dalai Lama nach seiner Reise noch einmal getroffen hat? Natürlich! Sein Versprechen hat York eingelöst und so reiste er auch persönlich nach Indien, wo der Dalai Lama im Exil lebt, um ihm das erste Exemplar seines Buches zu überreichen. 20 Minuten sollte seine Audienz beim Dalai Lama dauern, geblieben ist er 2 Stunden! Der Dalai Lama war gerührt und begeistert zugleich, Gefühle zwischen Lachen und Weinen - spätestens jetzt wäre ich vor lauter Stolz längst geplatzt! Wirklich gerechnet hat York mit seinem riesigen Erfolg nicht, war es zunächst doch wahnsinnig schwer, überhaupt Leute zu finden, die ihn in seinem Vorhaben unterstützen wollten. Doch auch hier hat sich seine Hartnäckigkeit bezahlt gemacht und heute reist York durch die ganze Nation, um seine Geschichte zu erzählen. Alle wollen ihn - den Mann, der dem Dalai Lama mal eben so ein Versprechen gegeben hat.
Ein Knoblauchduft zieht mittlerweile durch die ganze Wohnung, was mein Magen mit einem lauten Knurren begrüßt. Was essen die Leute eigentlich in Tibet, will ich noch wissen? Getrocknetes Fleisch und Yak-Milch stehen ganz oben auf der Ernährungsliste. Wirklich gewöhnen konnte York sich daran nicht, aber auf 6000 Meter Höhe ist nicht nur die Luft dünn, sondern das Angebot auch begrenzt und da nimmt man alles zu sich, was Energie bringt. Jetzt weiß ich das Salbei-Milch-Hühnchen gleich noch viel mehr zu schätzen!
Zutaten für ein saftiges Hühnchen in Milch:
- 1 Bio-Hühnchen (ca. 1,5kg)
- Salz und Pfeffer
- 120g Butter
- Olivenöl
- ½ Zimtstange
- viel frischer Salbei, mindestens ein großer Bund
- Schale von 2 unbehandelten Zitronen
- 10 (!) ungeschälte Knoblauchzehen
- 550ml Milch
- als Beilagen: Zuckerschoten, grüner Spargel und kleine Pellkartoffeln
Das Hühnchen gart im Backofen, daher den Ofen gleich mal auf 190 Grad vorheizen. Das Hühnchen waschen, trockentupfen und mit Salz und Pfeffer einreiben. In einer Kasserole die Butter und etwas Olivenöl erhitzen und das Hühnchen darin von allen Seiten anbraten, bis es goldbraun ist. Dann das Hühnchen auf einen Teller legen und das im Topf verbliebene Fett abgießen, aber unbedingt aufheben! Der Bratenansatz kann ruhig im Topf bleiben, Hühnchen wieder reinsetzen und alle restlichen Zutaten gleich hinzufügen. Kasserole in den Ofen schieben und - so viel Geduld muss sein - für etwa 90 Minuten braten. Zwischendurch immer wieder mit dem Braten- bzw. Milchsaft begießen, hin- und wieder auch mit dem Fett vom Anbraten, so wird das Hühnchen besonders knusprig.
Die Vorspeise war schon ein Kracher, aber selten habe ich so ein leckeres Hühnchen gegessen! Durch die Milch bleibt es schön zart und saftig und die Kombination aus Salbei und Knoblauch sorgt für einen Geschmack, der zwar nicht unbedingt an Tibet, auf jeden Fall aber an Urlaub erinnert! Ein tolles Gericht für Gäste, das ich unbedingt auch bald einmal ausprobieren muss.
Die zweite Flasche Wein ist mittlerweile angebrochen und ich frage mich, ob York schon eine neue Reise bzw. Geschichte im Kopf hat? Hat er! Modefotografie wird er zwar auch weiterhin machen, aber nach Tibet hat er irgendwie Blut geleckt und man sieht die Abenteuerlust in seinen Augen. Man darf also sehr gespannt sein, wohin die nächste Reise geht und welch beeindruckenden Geschichten York dann zu erzählen hat.
Der Abend war toll und ich bin nicht nur pappsatt, sondern mit dem Gefühl nach Hause gefahren, zwei Menschen kennengelernt zu haben, die nicht nur wahnsinnig herzliche Gastgeber sind, sondern, die sich interessieren und einsetzen. Für Menschen und Länder, denen es nicht so gut geht wie uns. York möchte etwas bewirken und das hat er mit seinem ersten Bildband sicher erreicht. Klar ist aber auch, dass er dieses Abenteuer ohne die Unterstützung seiner Frau, nicht so einfach hätte machen können. Wer also noch ein Weihnachtsgeschenk auf den letzten Drücker braucht, hier rechts der Link, wo ihr "Hundert Tage Tibet" bestellen könnt. Ihr werdet nicht enttäuscht sein - das ist mein Versprechen!
Vorbereitung: 30 Minuten
Koch- bzw. Backzeit: 1 Stunde, 30 Minuten
Inspiration für ein weiteres Rezept
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